Dissertationsprojekte
Franca Reif
Buchmarkt in Aushandlung - Kommunikation und Motivation im Buchwesen in Leipzig 1550-1650
Die Arbeit geht der Frage nach, welche Aushandlungs- und Kommunikationsprozesse im Buchwesen in Leipzig zwischen 1550 und 1650 beschrieben werden können und welche mannigfaltigen gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Begebenheiten der Frühen Neuzeit sich dort widerspiegeln. Im Fokus der Untersuchung stehen dabei die am Buchmarkt beteiligten Akteure und Institutionen, deren Motive des Handelns und Aushandelns sowie die Bereiche, in denen sie ihre Interessen durchzusetzen suchten. Auf die Herstellung, den Kauf und Verkauf von gedruckten Werken und Büchern wird durch die unterschiedlichen Akteure Einfluss genommen, die im Rahmen sich verändernder Regelungen und Normen sowie gesellschaftlicher Strukturen agieren und reagieren. Die Akteure, die in diesem Feld miteinander in Beziehung treten, strukturieren durch kommunikative Aushandlung und Interessen den Buchmarkt und werden gleichzeitig durch diese Strukturen in ihren Handlungen bestimmt. Die relationalen Positionierungen im Feld sind dabei von Macht und Herrschaft bestimmt, die über Normierungen und Kommunikation in den Quellen greifbar werden können.
Koloniale Krisen und Imperiale Identität - Die "Sepoy-Mutiny" 1857 und der Nations- und Empire-Diskurs in Großbritannien
Das geplante Projekt konzentriert sich mit der „Sepoy Mutiny“ auf eine zunächst militärische Krise in Britisch-Indien, die als „imperiale“ und „nationale“ Krise wahrgenommen wurde. Sie wirkte – so die These – dynamisierend auf Nations- und Empirediskurse und bestimmte das Verhältnis von Empire und „Nationen im Empire“ neu.
Wie hatte sich das Konzept und das Verhältnis von (englischer) Nation und Empire vor Ausbruch der „Sepoy Mutiny“ seit dem 16. Jahrhundert entwickelt? Wie war der Stellenwert anderer Nationen (wie beispielsweise der irischen oder schottischen) im britischen Empire? Gab es bereits das Konzept einer „indischen Nation“ oder etwas Vergleichbares vor 1857? Was wurde als „national“ definiert, was als „imperial“? Wo gab es Schnittmengen in der Semantik der Begriffe? Und wie veränderte sich dies im Kontext der „Sepoy Mutiny“? Wurde der Konflikt in Indien als Beginn eines „indischen Nationalismus“ verstanden und dementsprechend als Bedrohung der imperialen Zukunft gedeutet? Welche Rolle spielten vergangene imperiale Krisen? Diese und weitere Fragen sollen anhand eines breiten und heterogenen Quellenkorpus analysiert werden, der Parlamentsdebatten, Verwaltungsakten, Periodika, Romane, Theaterstücke und Bildquellen beinhaltet.
Zweitbetreuung:
Erstbetreuung: Prof. Dr. Volker Depkat (American Studies, Regensburg)
Kingston as a Hub of Refugee Movements during the Age of Revolutions, c. 1780-1820
Promotionsprojekt im Rahmen des ERC-Projektes "Atlantic Exiles"
Erstbetreuung: Prof. Dr. Jan C. Jansen (Neuere Geschichte, Tübingen)
Montanwirtschaft und Raumkonstruktion. Der Ausbau frühneuzeitlicher Herrschaft in europäischen Bergbauregionen
Erstbetreuung: Prof. Dr. Martin Ott (Fränkische Landesgeschichte, Bayreuth)
Abgeschlossene Dissertationsprojekte:
Dagmar Wahl (Juli 2022)
Der Dritte im Bunde. Zu Ehe und Ehebruch um 1800
gefördert durch die Hanns-Seidel-Stiftung
Erstbetreuung: Prof. Dr. Harald Neumeyer (Neuere deutsche Literatur mit kulturwissenschaftlichem Schwerpunk, FAU Erlangen-Nürnberg)
Julien Bérard (2009-2020)
Kartographisches Wissen und Wissensvermittlung in der Frühen Neuzeit am Beispiel Abraham Ortelius.
Abraham Ortelius (1527-1588) war einer der bedeutendsten Kartographen der Renaissance. Sein Hauptwerk, das Theatrum Orbis Terrarum, gilt als Meilenstein in der Geschichte der Kartographie. Das Dissertationsprojekt untersucht am Beispiel des Ortelius Vorgänge der Produktion und Vermittlung kartographischen Wissens in der Frühen Neuzeit. Welche Quellen benutzte Ortelius für seinen Atlas? Wie wertete er beispielsweise Reiseberichte für seine Karten aus?
Dr. Jürgen Hollweg (2011-2019)
Informationsaustausch und Netzwerkstrukturen der Chemiker in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
Das Projekt reiht sich ein in die Untersuchungen zur Gelehrtenrepublik in der Frühen Neuzeit. Während jedoch die Briefkontakte von Philosophen und Naturphilosophen in Europa bereits ausführlich bearbeitet worden sind, ist dies auf dem Gebiet der sich zu dieser Zeit ausbildenden Wissenschaft Chemie nur in Ansätzen geschehen. Es stellt sich die Frage, ob es einen umfangreichen brieflichen Informationsaustausch zur Diskussion chemischer Sachverhalte um 1600 gegeben hat und wer die beteiligten Akteure waren. Formen und Strukturen dieses Informationsaustausches sowie mögliche Einflussfaktoren sollen hier untersucht werden. Ebenso soll betrachtet werden, inwieweit das Wissen um chemische Zusammenhänge durch vorhandene Netzwerkstrukturen weiterentwickelt wurde und welche Schritte zur Entwicklung einer eigenständigen Disziplin Chemie aufgezeigt werden können.
Sara Graveleau (2015-2018)
Discrimination et tolérance en France et dans le Refuge au XVIIe siècle. L'itinéraire d'Henri Basnage de Beauval (1656-1710), avocat de la République des Lettres
(Co-tutelle zwischen der Université d'Angers und der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Didier Boisson, Prof. Dr. Susanne Lachenicht, gefördert durch ein Stipendium der Pays de la Loire), abgeschlossen
Henri Basnage de Beauval, 1656 geboren, war ein normannischer Hugenotte, hervorgegangen aus einer Familie von Pastoren und Advokaten. Als Protestant war er wie viele seiner Glaubensbrüder zunehmend der Verfolgung durch die französische Krone und die katholische Kirche ausgesetzt. Beauval entschied sich nach der Revokation 1685 wie viele Andere für die Auswanderung und folgte seinem berühmten Bruder Jacques 1687 nach Rotterdam. Er übernahm die Redaktion von Pierre Bayles Nouvelles de la République des Lettres und wurde zu einem erbitterten Gegner Pierre Jurieus. Das Dissertationsprojekt zeichnet die Biographie Henri Basnage de Beauvals im Spannungsfeld von Hugenottenverfolgung, Toleranztheorie, -politik und Gelehrtenrepublik nach und fragt nach hugenottischen Typologien im Refuge.